Der Bürgermeister informiert
Der Nachmittag des 3. August 1994 wird vielen Mitbürgern unserer Gemeinde unvergeßlich bleiben. Zwischen 17 und 17.30 Uhr ging ein sintflutartiger Gewitterregen mit Hagel über weite Teile unseres Gemeindegebietes nieder, welcher verheerende Auswirkungen hatte und große Schäden hinterließ. Der Proleber- und der Lehrergrabenbach brachten gemeinsam rund 12.000 m³ Schwemmmaterial bis in die Dorfmitte. Große Schäden an Gebäuden, Wohnungen, Kellerräumen, Garagen und Gärten waren die Folge.
Auch der Kletschachbach trat aus seinem ursprünglichen Bachbett und unterspülte an einigen Stellen die Straße. Unsere Freiwillige Feuerwehr Proleb unter der Führung von HBI Ernst Karner, welche vor kurzem erst zur „Beliebtesten Feuerwehr“ der Steiermark gewählt wurde, war sofort zur Stelle und verhinderte durch beispiellosen Einsatz noch Schlimmeres. In der Folge trafen noch die Feuerwehren von Niklasdorf, Leoben, Göß, Donawitz, Trofaiach und Vordernberg ein, sodaß bis in die frühen Morgenstunden mehr als 100 Feuerwehrmänner im Einsatz standen.
Ein Krisenstab mit Oberregierungsrat Bezirkshauptmann-Stellvertreter Dr. Kreutzwiesner, Dr. Edlinger von der BH Leoben, Hofrat Dipl.-Ing. Friedrich von der Baubezirksleitung Bruck, Hauptmann Kernmayer vom Bundesheer, Bezirkskommandant-Stellvertreter der Feuerwehr Strohhäussi, ABI Payer, HBI Ernst Karner, Vizebürgermeister Wendner, Amtsrat Kornberger und meine Wenigkeit berieten sofort die einzuleitenden Maßnahmen. Noch am Abend konnten 8 LKW und 4 Ladegeräte nach Proleb zu den Einsatzstellen gebracht werden. Weiters wurde veranlaßt, daß am nächsten Tag um 9 Uhr bereits 97 Mann des Bundesheeres aus der Kaserne St. Michael mit 2 LKW, 1 Schubraupe, Traktor und Frontlader unter der Führung von Hauptmann Kernmayer der Gemeinde bzw. der Bevölkerung von Proleb zur Hilfe kamen. Nach 4 arbeitsreichen Tagen waren die vorher erwähnten 12.000 m3Schwemmaterial auf ein Zwischenlager nach Niklasdorf transportiert worden. Ein Dank der Fa. Brigl & Bergmeister für ihr Entgegenkommen, das Material auf ihrem Grundstück zu lagern.
Die größten Sorgen und Bedenken machte nun der auf rund 3500 Laufmetern verstopfte Kanal, welcher bis zu den Kanaldeckeln mit Material gefüllt war. 4 Pumpwägen der Fa. Juri und der Fa. Kutschi konnten aber die Rohrleitung der Kanalisation durch Spülen und Saugen freilegen und wieder funktionstüchtig machen. Bis 15.8.1994 waren 260 LKW-Stunden, 240 Geräte-Stunden (Lader) und 550 Pump- bzw. Spritzwagenstunden mit einem geschätzten Kostenaufwand von nahezu 1,5 Millionen Schilling erforderlich, um die größten Schäden zu beheben. Der Gesamtschaden dürfte sich laut Expertenmeinung weit über die 20 Millionen-Schilling-Grenze bewegen.
Einen herzlichen Dank an die FW Proleb mit HBI Ernst Karner, an alle Nachbarwehren, die uns geholfen haben, sowie an das Bundesheer mit Hauptmann Kernmayer, welches 4 Tage in aufopferungsvoller Arbeit der Gemeinde, sowie der leidgeprüften Bevölkerung sehr geholfen hat. Mein Dank richtet sich auch besonders an BH-Stellvertreter ORR Dr. Kreutzwiesner, der viele Stunden vor Ort und im Krisenstab wertvolle Arbeit leistete. Herrn Dipl.-Ing. Hofrat Friedrich ein Dankeschön für die Bereitstellung von Fahrzeugen und Personal der Landesstraßenverwaltung.
Weiters für die rasche Schadensaufnahme durch seine Beamten, damit für die vielen betroffenen Proleber Geldmittel aus dem Katastrophenfonds der Landesregierung freigegeben werden. Ebenfalls Dank sage ich dem Gendarmerieposten Niklasdorf mit Postenkommandant Rudolf Haas für die rasch durchgeführten Verkehrsregelungen und Anzeigenaufnahmen. Gleichzeitig danke ich Herrn Titus Majer-Kajbic für die ausgezeichneten Videoaufnahmen, die nicht nur die Katastrophe selbst, sondern auch den Fortschritt der Aufräumungsarbeiten dokumentieren.
Mein aufrichtiger Dank gilt der Bevölkerung von Proleb, welche durch tatkräftige Mitarbeit entscheidend zur Normalisierung dieser schwierigen Situation beigetragen hat.
Dank sage ich allen Firmen bzw. Firmenvertretern, die es ermöglichten, daß LKWs und Ladegeräte so rasch eingesetzt werden konnten.
Ausbau des Lehrergrabens und Proleberbaches vordringlich!
Am 12.7. 1994 wurden mit Bund und Land sowie mit der Gemeinde Proleb das Projekt Lehrergrabenbach mit einem Kostenaufwand von 14 Millionen Schilling genehmigt. Der Aufteilungsschlüssel von 69% Bund, 21% Land und 10% Gemeinde wurde festgelegt. Im Lehrergraben sollten laut Plan 3 Rückhaltebecken mit einem Stauvolumen von über 5000 m³ errichtet werden.
In Anbetracht der Katastrophe vom 3.8. 1994 und des ebenfalls reichhaltig Schwemmmaterial führenden Proleberbaches habe ich ein sofortiges Projekt für den Proleberbach gefordert, sowie ein diesbezügliches Schreiben an die Wildbach- und Lawinenverbauung gerichtet. Das Bachbett entlang der Straße vom Anwesen Fam. Hochreiter bis zum Anwesen Fam. Siegl muß ebenfalls saniert werden. Die Arbeiten der Wildbach-und Lawinenverbauung sind bereits in vollem Gange. Ein herzliches Dankeschön für seine schnelle Hilfeleistung Herrn OBR Dipl.-Ing. König.
Sofort-Maßnahmenprogramm läuft!
Im Einvernehmen mit der Wildbach- und Lawinenverbauung wurde zusätzlich ein Sofortmaßnahmenprogramm für die Sanierung des Kletschachbaches mit S 500.000,- und je S 750.000,- für den Proleber- und Lehrergrabenbach freigegeben. Der Gemeindekostenanteil liegt bei 10%.
Dank an die Politiker
Einen Dank an die Politiker für die Anteilnahme an unserer Katastrophe mit ihrem persönlichen Erscheinen sowie für ihren Einsatz für finanzielle Hilfeleistung von Bund und Land richten wir an: Frau Landeshauptmann-Stellvertr. Dr. Klasnic, an Frau Soziallandesrätin Dr. Anna Rieder stellvertretend für unseren Gemeindereferenten Landeshauptmann-Stv. Dr. Schachner, Nationalrat Kurt Wallner und Landtagsabgeordneten Siegfried Ussar.
Ihr Bürgermeister:
Erich Willhuber


